Die 5 besten Spiele 2017 – Blast from the Past

2017 war das stärkste Spielejahr seit langem. Mit der Nintendo Switch kam auch noch eine Konsole raus, die einschlug wie der Blitz. Die Heimkonsole brachte es auf 10 Millionen verkaufte Exemplare in knapp 9 Monaten (Stand Dezember 2017). Zum Vergleich: Sonys PS4 verkaufte sich in den ersten 5 1/2 Monaten über 10 Millionen mal. Zugegeben, man kann die beiden Konsolen nicht miteinander vergleichen, doch die Zahl ist für viele eine Überraschung, bedenkt man die grausigen Verkaufszahlen der WiiU. Doch nun zurück zu den Spielen. Dieses Jahr kamen viele Standalones raus, neue große Namen. Sei es Horizon Zero Dawn, Mario Odyssee oder Zelda: Breath of the Wild. Aber hier: Eine Liste, denn alle lieben Listen!

Platz 5 – Die Säulen der Erde

Ich bin mehr als überrascht diesem Titel den fünften Platz zu geben. Daedalic machte es sich zur Aufgabe, Ken Folletts Weltbestseller in Point and Click Form umzusetzen – 28 Jahre nach Release des Buches. Und tatsächlich treffen sie damit – zumindest bei mir – einen Nerv. Was als recht ruhiges und typischen Point and Click beginnt, wird sehr schnell zu einem mitreißenden Spiel, das sich nicht scheut kreative Techniken zu benutzen. England im 12. Jahrhundert. Wo Krieg, Armut und Kirche das Land beherrschen, setzt sich Bauherr Tom in den Kopf eine Kathedrale zu bauen. Bekommt er diesen einen, letzten Auftrag in Kingsbridge nicht, möchte er alles an den Nagel hängen. Ein großer Brand eröffnet neue Wege. Sowohl für Tom, als auch für den verhassten William Hamleigh, der die Rolle des Feindes übernimmt. Mit schicken Mini-Maps, die an Monkey Island erinnern, klicken wir uns also durch die Welt von Tom, Jack und Bruder Philip. Ein mutiger Schritt, der für mich dank der tollen Mechaniken, dem gutem Storywriting und trotz fester Screens super funktioniert. Wer es schafft eine Welt auf einzelne Handlungfenster zu limitieren, ohne, dass es sich dabei weniger frei anfühlt, sollte dafür auch das verdiente Lob bekommen.

Platz 4 – Assassin’s Creed Origins

Eigentlich sollte hier Destiny 2 stehen, doch es hat einfach nicht sein sollen. Deshalb steht hier Assassin’s Creed Origins, was auch erstmal einen ruckeligen Start bei mir hatte. Im Ägypten kurz vor Christi Geburt entdecken wir unser Land als Medjay Bayek. Wir versuchen den fiesen Staatsfeinden den Garaus zu machen und kämpfen für Gerechtigkeit. Nur leider macht das alles noch lange kein gutes Assassin’s Creed – und das war es die ersten 20 Stunden auch schlichtweg nicht. Langatmige Entdeckungstouren durch die teilweise zu leere Welt, öde Nebenquests, die sich an 08/15-Mechaniken und -Stories bedienen und einfältige Charaktere ließen den Start missglücken. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, die Gründung der Bruderschaft langsam aber sicher mitzuerleben, bekommt storymäßig eines der besten Assassin’s Creed aller Zeiten. Ubisoft geht mutige Schritte in Richtung einer Zukunft voller mutiger, starker und emanzipierter Frauen in Videospielen. Das Ägypten-Setting ist kulturell wie dafür gemacht. Sie lassen es sich jedoch auch nicht nehmen mit Caesar und Kleopatra persönlich den starken Kontrast zwischen römischer und ägyptischer Kultur aufzuzeigen. Die Grafik und das Gameplay sind großartig, verlieren sich jedoch leider immer wieder selbst in der viel zu großen Welt des Spiels.

Platz 3 – What Remains of Edith Finch

What Remains of Edith Finch ist das eigenartigste Spiel, das ich seit sehr langer Zeit gespielt habe. Kein Spiel schaffte es bisher so respektvoll, liebevoll und charmant mit dem Thema Tod umzugehen. Edith Finch ist 17 und kehrt das erste mal seit langer Zeit in das Haus ihrer Kindheit zurück. Schon auf den ersten Metern wird uns klar, dass dieses Spiel nicht normal wird und ehe wir uns versehen, rollen wir als Hai einen Hang herunter und spielen in einer Badewanne mit Quietscheenten. Was erst mal recht spaßig klingt, ist leider die traurige und schmerzhafte Mechanik des Spiels, denn Edith ist die letzte Überlebende der Finch-Familie. Jedes einzelne Familienmitglied ist im Laufe der Jahre verstorben. Die einen im Kindesalter, die anderen tragisch an ihren eigenen Gedanken. Wir arbeiten uns in klassischer Walkingsimulator-Manier durch das Haus, doch da unsere Mutter alle Zimmertüren mit Leim zugeklebt hat, können wir nur durch Türspione in die Räume unserer Familienmitglieder schauen. Doch zwischen den Unmengen an Büchern finden wir stets einen Weg, an die Geschichte der Personen heranzukommen und dann müssen wir das Schicksal spielen. Giant Sparrow trauen sich mit What Remains of Edith Finch einiges und meistern es großartig. Die Anzahl der Mechaniken ist beeindruckend und jede funktioniert auf ihre Weise unglaublich gut. Die Grafik ist schön und Atmosphäre und Soundtrack schaffen es, ein unvergesslich emotionales, fast märchenhaftes Spielerlebnis zu erschaffen.

Platz 2 – RiME

RiME

Mir fehlen Spiele wie RiME. Mir fehlt das leere Gefühl nach Beendigung eines Spiels, das mir nur ganz, ganz wenig Spiele geben können. Nach Firewatch schaffte es erst RiME wieder, mir dieses Gefühl zu geben, denn RiME ist eins der besten Indiespiele aller Zeiten, wenn es nicht sogar am ersten Platz kratzt. Als Junge wachen wir am Strand einer Insel auf, wissen nicht wieso, weshalb und warum, doch wir treffen recht schnell auf Gesellschaft und finden unseren Weg, hin zu diesem eigenartigen Turm in der Ferne. In ungefähr sechs Stunden puzzeln und rätseln wir uns unseren Weg durch viele verschiedene Level, eines schöner als das andere. Auf dem Weg finden wir Zeichnungen, die uns zu zeigen scheinen, und … unsere Eltern? Doch wir rennen weiter, den Turm hinauf. Wir werden herausgefordert, uns selbst zu übertreffen, die Nacht zum Tag zu machen, und lernen, dass Abschied manchmal wichtig für Fortschritt ist. Das spanische Entwicklerstudio schafft mit RiME ein kleines Meisterwerk, mit einer süßen, liebevollen Grafik, einer starken stummen Narrative ohne jeglichen Text, emotionalen Bindungen in wenigen Stunden und einer Story die mir alles gibt, was ich mir von einem Spiel wünsche. Der Soundtrack ist außerdem der beste Spiele-Soundtrack seit sehr langer Zeit. Jedes Lied hat das Potential den Hörer zum Träumen und zum Weinen zu bringen. Zusätzlich bietet das Spiel Platz für Deutung und Spekulation, was mich motiviert hat, da draußen alles zu suchen, alles zu finden. Die Parallelen zu The Last Guardian und Journey können nicht verschwiegen werden, doch statt Dopplungen macht jedes Spiel auf seine Art alles unschlagbar gut und … never change a running system.

Platz 1 – The Legend of Zelda: Breath of the Wild

Doch ein Spiel setzte trotz der starken Indiegames noch einen drauf. The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist mein absolutes Spielehighlight der letzten Jahre. Im März zusammen mit der Switch erschienen, schlug das Spiel  wie eine Bombe in die Spielelandschaft ein. Metascores explodierten, Timelines wurden mit Screenshots überflutet – Nintendo brachte das Zelda, das sein Franchise revolutionieren sollte. Zur Story muss ich vermutlich nichts sagen: Ganon böse, wir Link, Zelda retten. Doch Breath of the Wild macht fast alles anders. Eine riesige, an manchen Stellen sogar zu riesige, Spielwelt bietet hunderte Stunden Spielspaß, 120 Schreine, Mini-Dungeons mit kniffeligen Aufgaben, bieten viele Herausforderungen, unendliche Nebenquests, die nicht nur aus “bringe A nach B” bestehen, und eine wirklich liebevolle Hauptstory, was will man mehr? Zugegeben, die Menge an zerbrechenden Waffen war am Anfang etwas mühselig, die Fortbewegung ohne Pferd dauert Stunden, doch anstatt wie in Ocarina of Time durch eine komplett leere Oberwelt zu laufen, bewegen wir uns durch Gebiete verschiedenster Art, verschiedenster Klimazonen und verschiedenster Völker. Denn davon lernen wir ganze vier kennen. Breath of the Wild bietet eine bisher nie dagewesene Diversität in einem Zelda-Spiel, was aber nicht unbedingt ausschließlich positiv ist. Negative Stimmen kritisierten die schiere Größe der Welt, bemopperten die fehlenden klassischen Dungeons und Mechaniken, man muss jetzt kochen um zu überleben. Doch hier muss man einfach sagen, dass es Geschmackssache ist. Zelda: Breath of the Wild ist ein starkes Spiel, was – wo man den kritischen Stimmen recht geben muss – kein klassisches Zelda ist, doch das macht es eben so unglaublich gut. In kein anderes Spiel habe ich 2017 mehr Zeit gesteckt und ich freue mich unsagbar darauf mich irgendwann in fünf, zehn Jahren hinzusetzen und alles noch mal zu spielen. Mit einer Nostalgie, die pure Freude weckt, denn Breath of the Wild hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen gefunden.

Da ich jedoch nur eine Stimme von vielen bin, habe ich mal ein paar andere gefragt, was ihre Top-5-Spiele des Jahres sind.

Max “Rockstah” Nachtsheim – u.A. RRRumble Pack, Radio Nukular:

5. Undertale
4. Cuphead
3. Resident Evil 7
4. Super Mario Odysee
5. The Legend of Zelda – Breath of the Wild

Manu Fritsch – Insert Moin:

1. Horizon Zero Dawn
2. Hellblade: Senua‘s Sacrifice
3. Super Mario Odyssey
4. Batman – The TellTale Series Season 2
5. Cuphead

Yannic Hertel – Culturevania:

1. What Remains of Edith Finch
2. Get Even
3. Orwell
4. Persona 5
5. The Surge

Einen längeren, ausführlichen und etwas diverseren Rückblick erhaltet ihr übrigens hier: Indierekte Liebesbriefe, Runaways #44, wo ich dreieinhalb Stunden mit Daniel und Pascal über das Indiejahr 2017 gequatscht habe.

Ein ganz besonderes Danke muss aber noch gesagt werden. 2017 war doch gar nicht mal so schlecht. Danke an Nintendo, Ubisoft, Activision, Daedalic/Mimimi Productions, Square Enix und Studio Fizbin/Headup Games, die es mir möglich gemacht haben einen Großteil der Spiele überhaupt erst zu spielen. Außerdem gilt mein Dank meinem Podcast-Kollegen Marvin, denn ohne die Runaways, unserem Podcast, wäre die Liste meiner gespielten Spiele leider furchtbar kurz. Und ein Dank an Franzi, mit der ich unzählbare Stunden Zelda gespielt habe und somit das vermutlich beste “Koop”-Gefühl seit langem bekommen habe. Zusammen entdecken, Tipps geben, Orte finden, hach. Ohne sie wäre es einfach nicht das Gleiche gewesen.

2018, it’s on.

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