Tschick – Wolfang Herrndorf

«Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenauffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg aus. Er legte beide Ellenbogen aufs Autodach und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. ‹Ah›, sagte er, und dann sagte er lange nichts mehr. ‹Macht das Spaß?›» Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.

Wer in letzter Zeit nicht irgendwo über dieses Buch gestolpert ist, hat irgendwas falsch gemacht. Die Bewertungen überschlagen sich, jeder scheint begeistert zu rein. Da musste Caro nun auch endlich mal ran.
Nach langen Überlegungen habe ich das Buch letztendlich als Hörbuch gehört und konnte damit richtig gut abschalten.

Tschick

Die Geschichte rund um Maik Klingenberg ist recht simpel, gespickt mit den typischen Teenager Gedanken und Ideen. Tschick ist auch wieder so eine Sache für sich. Er soll vielleicht ein wenig das
Böse oder den Rebellen darstellen, das hat, meiner Meinung nach, aber nicht wirklich funktioniert.
Er wirkt uneinsichtig und etwas dümmlich, was bestimmt auch beabsichtigt ist, aber genau aus diesem Grund erschließt sich mir Maiks Handeln einfach nicht.
Ich bezweifle, dass ein Achtklässler sich ernsthaft in ein geklautes Auto mit einem angetrunkenen Klassenkameraden setzen würde, den er ja nicht mals wirklich mag. Obwohl, die Achtklässler sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Ich mag den Ausbrechgedanken, die Abenteuerfantasie, aber irgendwie hat es mich einfach nicht gepackt. Der Schreibstil (bzw. Hörstil, nennt man das so?) war ganz gut, ich war schnell angetan und ich musste einfach weiterhören.
Als Protagonist ist Maik irgendwann ein wenig anstrengend. Es werden seine Gedankengänge angeschnitten, aber dann doch recht abrupt abgebrochen, was sich mir nicht recht erschließt.
Beispielsweise: “Oh ich mag Tatjana, was denkt sie wohl über mich?”, dann denkt er mehr als die Hälfte des Buches keine einzige Sekunde mehr an sie und plötzlich “Oh, Tatjana, da war ja was”.
Jeder der schon mal verliebt war weiß, dass das mich dem Gedanken aus dem Kopf vertreiben nicht ganz so einfach ist.

Der Plot ist ganz nett, ein wenig wirr und irgendwie war die Erzählform schnell die eines aufgeregten 7 Jährigen und nicht die eines Achtklässlers, der grade aus denken kann.

Was mich am Hörbuch ein wenig gestört hat war die Stimme des Sprechers. Er hat Maik total dümmlich wirken lassen. Grade bei Kindern oder Jugendlichen sollte man nicht auf jung tun oder versuchen alles naiv klingen zu lassen, das schaffen gute Autoren auch so!

Fazit:

5 von 10 Sternen

Der Hype erschließt sich mir nicht ganz. Es war okay. Ganz nett für zwischendurch. Die Story ist nicht so abenteuerlich, wie sie eigentlich seien soll. Zumindest an Potential wurde einiges verschenkt.
Das Ende wiederum hats echt gerettet und ich musste ein wenig schmunzeln.
Maik kann man mögen, muss man aber nicht. Das Gleiche bei Tschick. Die beiden strahlen nicht grade blendend an Sympathie, um es mal so auszudrücken.
Die Idee ist jedoch wirklich nett und auch auf den lehrreichen Effekt wurde tatsächlich nicht verzichtet, was bei dieser Art von Geschichte einfach nur Pflicht ist!

Erschienen am: 01. März 2012
Seiten: 256
Format: Taschenbuch
Autor: Wolfgang Herrndorf
Preis: 9,99€
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