Der neuste Teil der Mass Effect-Reihe kommt autonom und unabhängig daher, wendet sich also komplett vom Plot der ersten drei Teile ab und macht sein eigenes Ding.
Damit macht Bioware einen recht großen neuen Schritt vor allen Dingen in der Hinsicht, dass die Vorgänger von Fans unfassbar hart abgefeiert wurden.
Die Andromeda-Initiative, die bereits während der Geschehnisse von Teil zwei in die Weiten unzähliger Galaxien aufgebrochen ist, verlief leider absolut nicht so, wie sie sollte. Von den vier Archen, gefüllt mit verschiedenen Kolonien verschiedenster Rassen, kommt nur eine an – die der Menschen.
Wir erwachen aus unserem Cryo-Schlaf als eines der Ryder-Geschwister und werden direkt ins Geschehen geworfen. Nach viel hin und her werden wir zum Pathfinder ernannt und machen uns direkt an unsere neue Aufgabe: Neue Welten, die im Heleus-Cluster, dem ausgewählten System der Andromeda-Initiative, angesiedelt sind zu erkunden, diese dann dementsprechend zu besiedeln und die anderen Archen finden. Jedoch sind die Planeten fast alle unbewohnbar und mit feindlich gesinnten Lebensformen übersät.
Durch das “entriegeln” dreier Monolithen pro Planet öffnen wir einen Vault, in dem wir dem Planeten wie von Zauberhand wieder Lebensfähigkeit verleihen. Danke Terraforming-Maschine einer antiken verschwundenen Zivilisation! (Protheaner anyone?) Durch zusätzliche Nebenquests können wir diese Lebensfähigkeiten erhöhen.
Insgesamt gibt es fünf große Planeten, auf denen auch Nebenquests zur Verfügung stehen.
Während unseren Nachforschungen erwacht unserer Bruder (ich spielte die Frau), wir müssen uns mit unseren Mitreisenden anfreunden und dann werden wir auch noch mit dem Archon konfrontiert, der quasi das gleiche macht wie wir, nur in böse. Er grast Galaxien ab, um diese in seine Gewalt zu bringen. Ganz zufällig hat er den Heleus-Cluster seit knapp 75 Jahren unter Kontrolle und da stören wir natürlich ein wenig.
Der Antagonist ist geboren und es beginnt eine aufregende, chaotische und vor allen Dingen abenteuerliche Verfolgungsjagd, denn eventuell treffen wir auf unserem Weg den Archon zu besiegen auch den ein oder anderen Bekannten.
Mass Effect Andromeda hat in den ersten Tagen einiges einstecken müssen, das jedoch zurecht. Die ersten vier, fünf, ja vielleicht sogar sechs Stunden in dem Spiel sind katastrophal. Der Prolog, also die Einstiegsmission, ist absolut nicht interessant, das Reinrufen der Nebencharaktere nervt, zumal die Sprüche dümmer nicht sein könnten (zumindest das ist jedoch in der englischen Version etwas besser). Das Gunplay fühlt sich grausig an und auch so richtig verstehen, was eigentlich abgeht, kann man nicht.
Es ist kein sanfter Einstieg, es ist volles Chaos, von jetzt auf gleich. Als Neuling im Franchise ist man vollkommen aufgeschmissen und wirklich besser wird das im Laufe des Spiels nicht.
Dazu kommt die Tatsache, dass gerade am Anfang die Ryders nie wirklich das sagen, was man möchte. Wie immer kann man das Spiel auf verschiedene Arten und Weisen spielen und mit Entscheidungen und Antworten steuern. So weit so gut. Viele Antworten weichen aber von dem Auswahlbefehl ab und ehe man sich versieht ist man der Waschlappen in der Runde oder die vollkommen überzogene Egoistin. Ein gutes Mittelding ist schwer zu finden und auch nach Beendigung des Spiels wusste ich immer noch nicht so richtig, wer die Ryders eigentlich sind – ich auf jeden Fall nicht.
Wie immer haben wir mit unserem Raumschiff, der Tempest, unseren Hub, an dem wir mit den Crewmitgliedern quatschen, uns Quests holen, Gegenstände craften, hier und da ein wenig rumvögeln und natürlich forschen.
Doch hier gibt es einige Dinge, die sich ein wenig rückschrittlich anfühlen. Sowohl das Crafting- als auch das Forschungsmenü sind deutlich umständlicher, als sie sein sollten. Die Menüführung ist grausig. Mal bestätigt man mit der einen Taste, mal mit der anderen. Das führt zu totalem Chaos und einer fehlenden Übersicht. Sämtliche Menüs werden kaum erklärt, weshalb mir als Mass Effect-Neuling das Skillsystem einmal in einer kleinen Privatstunde erklärt werden musste. Das Gefühl mit dem Spiel zu wachsen fehlt, wodurch ich das Crafting einfach komplett vernachlässigt und ignoriert habe. Auch die Gespräche mit den Crew-Mitgliedern waren, ich habe sie natürlich brav geführt, sehr einseitig und wortwörtlich belanglos. Denn so richtig Bock auf eine Zusammenarbeit hat hier niemand, selbst wenn ich als Pathfinder mein Bestes gegeben habe.
Die Mechaniken des Spiels sind ganz okay. Das Gunplay wird von Stunde zu Stunde angenehmer, sodass es sich doch zu einem recht guten Third-Person-Shooter mausert. Die Gegner sind auch im leichtesten Modus recht knackig, das Warpen als Biotikerin macht Spaß und auch die verschiedenen Skills auszuprobieren ist großartig – wenn man sie denn dann verstanden hat. So spielt man Ryder genau, wie man möchte. Ob man lieber mit Cryostrahlen schießt oder Novabomben auf den Boden wirft, ist jedem frei überlassen. Den Punkt macht das Skillsystem unglaublich richtig. Eine komplette Individualisierung, ohne sich am Anfang auf einen Typen festzulegen. Denn das ist neuerdings komplett freigestellt, switchen, wann man selber möchte – gute Sache.
Das Farming-System ist leider ganz grausig. Auch, wenn man auf den Planeten ab und an etwas findet, ist es doch recht mühsam und nicht wirklich spaßig. Hierbei kann sich das Spiel sehr gut mit “Destiny” zusammentun. Heliumfilamente, anyone?
Das Farmen mit dem Nomad, also unserem Rover, ist ähnlich arm an Spaß, aber deutlich effizienter als den ganzen Kram von Hand einzusammeln. Apropos Nomad: Dieser steuert sich nicht mehr wie ein Luftballon auf LSD (wie noch der Mako in Teil 1), sondern mehr wie ein echter Offroader. (Danke für den Vergleich, Vince!)
Der am meisten kritisierte Punkt direkt nach Release waren die Animationen. Und was soll man sagen? Absolut zurecht. Die Gesichter sehen furchtbar aus. Das fängt schon bei der Charaktererstellung an. Nach 40 Minuten ist es mir nicht gelungen, einen ordentlichen Charakter zu erstellen, also habe ich den vorgefertigten genommen.
Ein RPG im Jahre 2017 sollte deutlich mehr Wert auf Individualisierungsmöglichkeiten legen. Denn wirklich anzupassen war außer Ryders Klamottenfarben und den grausigen Gesichtern am Anfang nichts.
Jeder NPC, mit dem wir reden, sieht aus wie geknetet und dann lieblos animiert. Die Münder bewegen sich wie bei der Augsburger Puppenkiste und zerstören das Feeling augenblicklich.
Ähnliche Probleme haben die Frames, zumindest in der von mir getesteten PS4-Version. Unzählige Framedrops in der eigentlich unglaublich schönen Welt machen das Space-Feeling leider total kaputt.
Die Grafik des Spiels ist doch trotzdem recht schick. Die Planeten sehen toll aus, auch wenn ein wenig mehr Vielfalt hier schön gewesen wäre. Eiswüste, Sandwüste, Dschungel, kennen wir alles schon. Macht was neues. Ändert Gravitationen, spielt mit Mutationen rum, denkt um die Ecke.
Wenn wir in den Vaults unterwegs sind, ist es ab und an schwer aus dem Staunen rauszukommen. Das Flimmern in der Luft, die unendlichen städteartigen Bauten von Alienkolonien, verdammt das ist schick. Dementsprechend hat mich das Spiel an dieser Stelle das erste mal richtig abgeholt.
Das mag auch die aller größte Stärke von Mass Effect Andromeda sein. Auch, wenn es ein bisschen dauert, die Grafik, die Welten und die Effekte sind wirklich schön. In den Momenten, wenn man das erste mal einem Architekten begegnet, mit Sam die Konsolen bedient oder das Polarlicht auf dem Eisplaneten sieht, wird einem bewusst, dass man hier trotzdem recht viel Spaß haben kann. Magic Moments at its best!
Fans der Reihe werden deshalb trotz all der Kritikpunkte einen Riesenpaß mit dem Spiel haben. Denn Mass Effect Andromeda fühlt sich anders an. Nicht gemacht für die breite Masse, nicht für die Casual Gamer. Es ist für Fans. Das und mehr leider auch nicht.
Die Story ist recht interessant, emotional und mitreißend, und selbst hier erlebt man gute 15-20 Stunden. Alles drumherum ist jedoch nur etwas für die, die es wirklich wissen wollen.
Für mich waren die Nebenmissionen zu belanglos, zu öde und die NPCs und ihre Geschichten zu einfallslos. Liebhaber dieser Mechaniken, Fans, die sich stundenlang in den Weiten anderer Planeten verlieren können, werden jedoch ein gutes Spiel hinter all den Problemen finden.
Fazit – Mass Effect Andromeda:
Mass Effect Andromeda ist und bleibt unterbewertet. Viele Kritik ist absolut gerechtfertigt, ein unterirdisches Spiel ist es deswegen aber noch lange nicht.
Die Animationen sind verbesserungswürdig, die Framedrops zu häufig, an den Stellen wirkt es schlicht unfertig und “schnell zu Ende gebracht”, was für ein Franchise dieser Größe einfach traurig und ist und nicht gerecht wird.
Doch die Hauptstory ist wirklich nett, das Gunplay wird von Sekunde zu Sekunde besser und die Skillfähigkeiten sind innovativ und vielseitig. Die Grafik ist wirklich gut und die Welten (auch, wenn wenig originell) schick und selbst das Rumlatschen macht zum größten Teil Spaß. Doch das Drumherum ist zu belanglos. Fans des Grindens und der Reihe werden hier jedoch ganz aufgehen und unzählige Stunden Spaß haben können.
Danke EA für die Promo-CD
Erscheint am: | 23. März 2017 |
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USK: | 16 |
Publisher: | EA |
Konsole: | PS4 (gespielte Konsole), Xbox One und PC |
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Ich kann deiner Review zu Andromeda nur vollkommen zustimmen. Allerdings finde ich das man diese Review 1 zu 1 auf die anderen 3 Teile der Mass Effect Reihe übertragen kann. Ich habe diese Teile extra einen Monat vor Release gespielt und dort genauso furchtbare Animationen und nervige Bugs erlebt wie bei Andromeda und auch das Waffenhandling ist grauenvoll. Einzig und alleine die Story ist einfach überwältigend. Nun frage ich mich sind die lauten negativen Stimmen Quereinsteiger oder Fans der Reihe. Den Fans sollten ja eigentlich auf ihre Kosten kommen. Sind wir inzwischen vielleicht zu verwöhnt von Spielen? Oder sind die alten Teile einfach unfassbar schlecht gealtert und haben damals einfach den Zahn der Zeit getroffen? Das würde mich mal interessieren. Vielleicht findet sich ja ein Fan der Reihe, der mich aufklären kann. 😀
Wie immer ein super Artikel. Ich bin echt Fan von deinem Schreibstil, der selbst für einen lese faulen Mathematiker wie mir verständlich und spannend ist.
Erst einmal: Wieder einmal eine schöne review, in vielen Dingen on point. Ich stimme dir auch in den meisten Punkten zu, auch wenn es mir wie schon gesagt ein bisschen das Herz bricht. (Auf eine “Ich mag es, aber sie hat leider so verdammt recht und es hätte so viel besser sein können”-Weise.) Andromeda hat eine ganze Reihe Fehler, auch wenn es für mich persönlich mein Lieblings-“Mass Effect” geworden ist, was rein an dem Weltraum-feeling liegt, das mich da mit diesem Entdecker-Ding erst richtig zu fassen bekommen hat.
Was ich ehrlich gesagt aber eigentlich sehr gut finde, ist Ryder bzw. die Tatsache, dass Ryder eben Ryder ist und man sie/ihn charakterlich relativ wenig verändern und eben nicht sich selbst spielen kann. Das hat für mich der Dynamik zwischen den Figuren wenigstens ein bisschen Kontur gegeben, obwohl im Storytelling Andromeda ziemlich schwach ist. (Von den beiden Romance-Plots, die ich gespielt habe, habe ich noch immer Kopfschmerzen.) Und den Kritikpunkt mit dem schwierigen Zugang zur Welt bzw. dann konkret im Gameplay den Fähigkeiten etc. kann ich auch verstehen, der ist aber schlicht Durchschnitt bei Sci-Fi- & Fantasy-Spielen. Das ist in den wenigsten Spielen wirklich intuitiv und erst recht nicht im “Mass Effect”-Universum. (Ich hab, als ich Teil 2 & 3 gespielt habe, von 2 auf 3 genau deswegen meine Shepard nochmal neu erstellt, weil ich erst da genug in den Weltenbau eingestiegen war, um die richtige Klasse für mich zu finden.) Damit rechne ich ehrlich gesagt einfach bei jedem Fantasy- oder Sci-Fi-Spiel, das ich anwerfe. (Aber ich mag das auch ein wenig, wenn ich mich erst etwas reinfuchsen muss. :D)
Klingt doch eigentlich sehr gut. Ich mochte Teil 2 und 3 sehr und die genannten Mängel gab es da auch schon. Ich mag in erster Linie das Setting und die Tatsache, dass auch Shooter-Noobs wie ich hier gut klarkommen. Werds mir irgendwann mal im Angebot zulegen.
Hi Caro (ich bin lernfähig),
leider muss ich dir erneut bescheinigen, dass du schlecht recherchiert hast bzw. die Materie weiter durchdringen musst. Es weitaus mehr Verbindungen zu den vorherigen Mass Effect Spielen als es zunächst scheint. Ein Stichwort an der Stelle: Audiologs (Will ja niemanden spoilern). Und bitte bitte korrigiere alle Wort- und Rechtschreibfehler bevor du einen Artikel hochlädst.
Bussi aufs Bauchi,
dein Frederik
Hallo Frederik,
1. MUSS ich überhaupt nichts.
2. Schlecht recherchiert habe ich nicht. Ich habe nicht behauptet, dass es diese Verbindungen nicht gibt (außerdem habe ich sogar welche angesprochen?), sondern lediglich erwähnt, dass die Geschichte mit dem Plot sein eigenes Ding macht.
Und natürlich fallen mir nicht alle Querverweise auf, habe nur Teil 2 angespielt. Aber auch hier gilt: ich muss gar nichts & kann Andromeda trotzdem bewerten, ohne die anderen Spiele ausgiebig gespielt zu haben, auch, wenn dir das anscheinend absolut nicht passt.
Rechtschreibfehler passieren. Ich gebe mein bestes sie vorher auszumerzen, doch perfekt bin auch ich nicht.
Und wieder ein mal muss ich dich fragen, was du von mir erwartest. Die Leistung eines langjährigen Gaming-Journalisten? Die kann ich dir nicht bieten. Dafür schreibe ich noch nicht lang genug. Die Perfektion einer Zeitung? Dafür ist das hier zu sehr Hobby Sache.
Und aus genau diesen Gründe würde ich dir raten meine Sachen einfach nicht mehr zu lesen. Dir gefällt es nicht, du kritisierst Dinge, die im Text selber wiederlegt werden und dir passt halt einfach nichts. Natürlich darf jeder lesen, was er will, jedoch hinterfrage ich deinen Beweggrund? Um sauer zu sein? Um schlechtgelaunt zu sein? Um mir den Tag zu vermiesen? Einfach um zu trollen?
Falls das deine Beweggründe sind, würde ich dich bitten es schlichtweg zu lassen.
– Caro