Willkommen in QualityLand, in einer nicht allzu fernen Zukunft: Alles läuft rund – Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. Trotzdem beschleicht den Maschinenverschrotter Peter Arbeitsloser immer mehr das Gefühl, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt. Wenn das System wirklich so perfekt ist, warum gibt es dann Drohnen, die an Flugangst leiden, oder Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung? Warum werden die Maschinen immer menschlicher, aber die Menschen immer maschineller? Marc-Uwe Kling hat die Verheißungen und das Unbehagen der digitalen Gegenwart zu einer verblüffenden Zukunftssatire verdichtet, die lange nachwirkt. Visionär, hintergründig – und so komisch wie die Känguru-Trilogie.
Nachdem die Känguru-Trilogie für mich eines der besten Bucherlebnisse aller Zeiten war, habe ich QualityLand ähnlich aufgeregt erwartet. Doch was unglaublich euphorisch begann, wandelte sich schnell in eine kaugummizähe Geschichte.
QualityLand ist, wie sollte es anders sein, eine extreme Hommage an unsere Gesellschaft. Von KI bis hin zu Robotern, die Präsident werden wollen, gibt es hier so ziemlich alles. QualityLand ist fast schon ein überspitztes Paralleluniversum. Doch wo die Känguru-Chroniken noch ganz gut funktioniert haben, stößt QualityLand an seine Grenzen. Nicht nur an einer Stelle wirkt es gehetzt, der Humor unpassend und die Pointe fast schon brutal ins Gesicht gedrückt, anstatt subtil und zum schmunzeln, wie man es von Kling gewohnt ist. Die Kapitel springen von Charakter zu Charakter, was eine gewisse Unruhe in die Geschichte bringt. Trotzdem lässt es sich gut weglesen, wie eine typische Klolektüre. Doch wirklich tieferals bis knapp unter die Oberfläche taucht das Buch nicht.
Klings Schreibstil ist und bleibt großartig, doch hier habe ich definitiv zu viel erwartet. Die Geschichte fühlt sich irgendwie zu absurd an. Zu verdreht und viel zu chaotisch. Der Humor hat seinen guten Platz, die Anspielungen sind deutlich und zum Schmunzeln, aber mehr auch nicht. QualityLand ist eine gute Idee, funktioniert nur auf dieser Basis nicht. Wo Potential für eine Kurzgeschichte ist, fühlt sich die Geschichte über das ganze Buch hin einfach künstlich verlängert an.
Fazit:
QualityLand fühlt sich wenig wie eine durchdachte Geschichte an, mehr wie ein an den Haaren herbeigezogenes Szenario. Klings Schreibstil ist erfrischend, sein Humor großartig. Doch auch, wenn die Welt eine nette Idee ist, bleibt sie eben nur nett und schafft es nicht richtig zu überzeugen und mitzureißen, wie es die Känguru-Chroniken getan haben.
Erschienen am: | 22. September 2017 |
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Seiten: | 384 |
Format: | Gebunden |
Autor: | Marc Uwe Kling |
Preis: | 18,00€ |
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Ich hab das alles gar nicht so flach empfunden, wie du. Ich muss zwar dazu sagen, dass ich die Geschichten mit dem Känguru bisher nicht kenne; mir gefiel aber der Stil und der Humor in QualityLand sehr gut und viel mehr Tiefe hat das buch meiner Meinung nach gar nicht gebraucht, weil die kleinen Seitenhiebe schon reichten, um darüber nachzudenken, wie sehr wir schon Teil einer Gesellschaft sind, die Kling skizziert. So habe ich es jedenfalls empfunden. 😉
Hello!
Lies das Känguru! Sofort! 😀
Ja, das stimmt schon. Vermute es hat mich einfach nicht genügend abgeholt.
Liebe Grüße 🙂
Ich bin bei QualityLand auch irgendwie zwiegespalten. Einerseits komme ich aus dem Technikbereich und hab ne berechtige “Angst” davor, dass so eine Welt uns wirklich bevorsteht, wenn die Konzerne weiterhin drauf losentwickeln, daher sehe ich es nicht als “an den Haaren herbeigezogen” an, sondern eben aus der Zukunftsperspektive als sehr spannend und nachdenklich machend. Denn es fühlt sich schon an, wie wenn man dabei wäre.
Gleichzeitig gebe ich zu, es aus Motivationsgründen bisher nicht geschafft zu haben, es fertig durchzuhören (Hörbuch ahoi) und damit unterschreibt es dann doch irgendwie Dein Ergebnis… 😀